Nouvelle-Aquitaine von A bis Z in 2017

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Wie kam es zu dieser Reise? Bernhard, einer unserer Mainzer Vereins­pi­loten, erzählte voller Begeis­terung von seinem Ferien­do­mizil im Périgord, in der Nähe des Flugplatzes Belvès. Das weckte unser Interesse, zumal wir diesen Bereich von Frank­reich noch nicht mit dem UL erkundet hatten.

Die Wahl zur Ausführung unseres Plans fiel auf die Woche vom 10. bis 17. Juni, ein Volltreffer! Petrus hatte ein Einsehen und sandte die beiden Prakti­kanten, die für die Wetter-Erzeugung und –Beobachtung in Europa im Sommer 2017 zuständig waren in dieser Woche in Urlaub und setzte sein reguläres Stamm­per­sonal zur Herstellung guten Flugwetters ein.

Am 10. und 11. Juni setzten sich dann zwei Mainzer UL-Teams in Bewegung, um via Auxerre tief im Südwesten Frank­reichs das Périgord zu erreichen. Was folgte waren sonnen­ver­wöhnte Tage, angefüllt mit fliege­ri­schen, terres­tri­schen und kulina­ri­schen Erleb­nissen.

Arcachon:

Eines der Highlights der Reise war der Flug nach Arcachon / La Teste-de-Buch (LFCH).

Dort stand bei hochsom­mer­lichen Tempe­ra­turen der schweiß­trei­bende Aufstieg auf die höchste Düne in Europa,

Dune du Pilat, auf unserem Programm.

Irgendwie kommt man dann oben an ….…

…… und der Lohn ist ein wunder­schöner Blick auf die Atlan­tik­küste. Den kühlenden Wind vom Meer gab es gratis dazu.

Belvès:

Belvès liegt in der Kultur­land­schaft des Périgord im Depar­tement Dordogne und ist als eines der schönsten Dörfer Frank­reichs einge­stuft. Der Flugplatz von Belvès Saint-Pardoux (LFIB) verfügt über eine 800 m lange Graspiste, ein paar Hallen sowie das kleine Vereinsheim des örtlichen, überaus aktiven Aéroclubs.

Die AIP weist Belvès als Vereins­flug­platz des Aéroclub und nur für dort statio­nierte Flugzeuge aus – „locals only“. Ortsfremde Flugzeuge benötigen zur Landung eine Sonder­ge­neh­migung durch das Luftamt Bordeaux. Diese Sonder­ge­neh­migung hatten wir recht­zeitig beantragt und auch erhalten.

CT-SW:

Die CT ist ein komfor­tables und schnelles Reise-UL (Hochdecker von Flight Design), das von Frank und Armin pilotiert wurde.

Dordogne:

Das Dépar­tement Dordogne ist Teil der Region Nouvelle-Aquitaine und nach dem Fluss Dordogne benannt. Das histo­rische Périgord ist Teil der Dordogne und nicht erst seit den Krimis von Martin Walker, „Bruno, Chef de Police“, bekannt. Der Landstrich im Südwesten Frank­reichs besticht mit seinen kulina­ri­schen Highlights sowie dem Tal der tausend-und-einem Schlösser (la vallée aux mille et un châteaux). So führte einer der Ausflüge des FK14 Teams nach Sarlat-Domme (LFDS), einer histo­ri­schen Festungs­stadt, die hoch über der Dordogne thront.

Enten:

Diese Tierart lebt besonders gefährlich im Périgord. Neben der Ente steht auch die Gans ganz oben auf dem Einkaufs­zettel der lokalen Küchen­chefs.

Die „Schwarze Périgord-Trüffel“ wird ebenfalls sehr geschätzt, ist aber wegen der astro­no­mi­schen Preise haupt­sächlich in der Spitzen­gas­tro­nomie zu finden.

FK14:

Ein sehr schnelles Reise-UL (Tiefdecker von B&F) mit dem das Team Bernhard und Hans-Ulrich sicher zum Ziel und zurück flog.

Getränke:

Das Weinbau­gebiet des Périgord grenzt im Osten an das Weinbau­gebiet Bordeaux. Die Weinregion des Périgord, Berge­racois, ist nach der Stadt Bergerac benannt. Natürlich war es Teil unserer Mission eine Auswahl der lokalen Weine zu unseren Abend­essen zu verkös­tigen.

Hangar:

Dank Bernhards guter Bezie­hungen zum Aeroclub Belvès durften unsere ULs in einem Hangar wohnen.

Unser beson­derer Dank geht an den Präsi­denten und die Vizeprä­si­denten des Clubs, die uns überaus freundlich aufnahmen und mit Rat und Tat zu Seite standen, wenn die Wechsel­fälle des Techniklebens wieder einmal für ein erwei­tertes Unter­hal­tungs­pro­gramm sorgten. Aber davon später..

Interesse:

Wer mehr Interesse zum Thema „Fliegen in Frank­reich“ hat, kann sich gerne an den Verfasser oder an einen der Piloten der beiden Teams wenden. Viele weitere Infor­ma­tionen findet man auf der privaten Inter­net­seite FlyIn­France oder auf den offizi­ellen Seite der SIA. Dort findet sich auch die vollständige und kostenlose AIP mit allen Anflug­karten der franzö­si­schen Flugplätze.

Jeanne d’Arc :

Ein Besuch auf der Burg von Beynac, dem ehema­ligen Sitz des „Baronie des Périgord“ brachte uns (beinahe) auf die Spuren von Jeanne d’Arc. Dieses eindrucks­volle histo­rische Baudenkmal war im Jahr 1999 die Kulisse eines Films über das Leben von Jeanne d’Arc. In Wirklichkeit war Jeanne d’Arc wohl nie dort.

Das CT Team auf dem (Fuss)-Weg nach Beynac ……

…… und das FK14 Team über der Burg von Beynac.

Beynac zählt zu den besterhal­tenen Burgen Frank­reichs und befindet sich in einem guten, weitgehend origi­nalen Zustand.

Kirchen:

In der Dordogne gibt es viele histo­risch hochin­ter­es­sante Kirchen. Besonders bekannt sind einige der Wehrkirchen und Klöster.

Besucht haben wir unter anderem Saint-Avit-Sénieur und Cadouin. Beide Bauwerke sind Teil des UNESCO Welterbes.

Lalinde:

Lalinde, unser Domizil während unseres Aufent­haltes im Périgord, ist ein verträumter kleiner Ort mit Markt und einem Schlösschen.

Der Ort wurde ursprünglich als Bastide angelegt und liegt direkt an der Dordogne und am Canal de Lalinde. Das kleine Schloss war früher Teil der Wehran­lagen.

Meldungen:

Die Meldungen beim Flugfunk in Frank­reich finden bei FIS, AFIS und kontrol­lierten Plätzen in franzö­si­scher oder engli­scher Sprache statt. An unkon­trol­lierten Plätzen ohne AFIS werden Blind­mel­dungen in franzö­si­scher Sprache abgesetzt. Die wenigen hierfür benötigten Phrasen sind einfach zu erlernen. Hilfreich kann auch der „Spick­zettel vom Dienst“ sein.

Ebenso sollte man sich mit den Zahlen für die jeweilige Pisten­aus­richtung vertraut machen, um Missver­ständ­nisse über die Start- bzw. Lande­richtung zu vermeiden. Bei längeren Flügen empfiehlt es sich FIS zu kontak­tieren. Das FIS Personal ist sehr hilfreich und gibt im Normalfall wichtige Infor­ma­tionen im Verlauf des Fluges. Bei längeren Flügen sollte man mit einigen Frequenz­wechseln rechnen. Unsere Kommu­ni­kation auf dem Rückflug von Belvès fand insgesamt auf 9 unter­schied­lichen Frequenzen statt. Zusätzlich gab es noch entspre­chend viele Wechsel des jewei­ligen Trans­ponder Codes.

Nouvelle-Aquitaine:

Nouvelle-Aquitaine ist der Name einer relativ neuen franzö­si­schen Region. Die Region entstand 2016 durch den Zusam­men­schluss der bishe­rigen Regionen Aquitaine, Limousin, und Poitou-Charantes. Der Verwal­tungssitz ist Bordeaux. Das Department Dordogne und die Kultur­land­schaft des Périgord sind Teil der Nouvelle-Aquitaine.

Ozeane:

Der Atlantik, dessen südwest­fran­zö­sische Küste wir besucht haben, gehört zu den fünf Ozeanen unseres Planeten.

Nach diesem Flug können wir sagen, dass wir wieder einmal ein wenig über dem Atlantik geflogen sind.

Die Hafen­anlage von Arcachon liegt direkt vor der Stadt und ist voll belegt mit Booten aller Gattungen.

Polizei:

Am dritten Tag unseres Aufent­haltes bekamen wir Überra­schungs­besuch. Die franzö­sische „Luftpo­lizei“ aus Bordeaux kam zur Kontrolle zum Flugplatz Belvès. In Erman­gelung anderer kontrol­lier­barer Flugzeuge und Piloten kamen wir in das Visier der beiden Herren. Alle Dokumente und Lizenzen wurden Gegen­stand einer ausführ­lichen Begut­achtung.

Nachdem der offizielle Teil keinen Grund für Beanstan­dungen ergab, verwi­ckelte Frank noch einen der Polizisten in ein ausgie­biges Gespräch zu einem seiner Lieblings­themen, der neuen Alpine A110. 250 muntere Pferde beschleu­nigen leichte 1080 kg auf 250 km/h. Da kommt die CT nicht mit.

Quälgeist:

Unmit­telbar nach der Polizei­kon­trolle wollten wir einen Ausflug in die Umgebung machen. Aber der sonst so zuver­lässige ROTAX 912S wollte das wohl nicht. Der Anlasser in der CT war nicht bereit, seinen Dienst zu verrichten. Sorgfältig wurden alle Kompo­nenten, die für solch einen Fehler in Frage kommen, getestet. Zum Schluss blieb der Anlasser als einzige Fehler­quelle übrig. Alle bekannten Tricks halfen nicht. Somit war unser Tages­ausflug im Eimer. Die Frage war nun: wie kommen wir nach Hause? Keine profes­sio­nelle Werkstatt am Platz, die einen Anlasser tauschen könnte (hierzu muss bei der CT der Motor ausgebaut werden). Diese quälende Frage kostete mich eine unruhige Nacht! Es gelang uns dann doch noch den Motor zu starten. Auch am Tag der Abreise konnten wir mit der gleichen Methode die ROTAX-Pferde nochmals zum Leben zu erwecken. Wegen der Ungewissheit, ob uns das bei einer Zwischen­landung auch wieder gelingen würde, flogen wir „non-stop“ nach Deutschland. Dank Rückenwind, guten Wetter­be­din­gungen, genügend Sprit in den Tanks, sowie Franks Ausdauer als PIC legten wir die Strecke in rekord­ver­däch­tigen 4:15h zurück.

Nach der Rückkehr nach Deutschland stand der Tausch des „Quälgeistes“ gegen ein ROTAX Neuteil auf dem Programm.

Restau­rants:

Bernhard, unser Experte für die lokalen Restau­rants, hatte für jeden Tag ein kulina­ri­sches Highlight ausge­sucht. Ein ausführ­licher Beitrag hierzu würde den Rahmen dieses Berichts sprengen. Deshalb stell­ver­tretend für die Küche des Périgord folgende Empfeh­lungen: „La Table de Leo“ in Saint-Avit-Sénieur, direkt neben der Kirche ……

….… und das Hotel-Restaurant „Lou Peyrol“ La Barrière, Montferrand-du-Périgord.

Strecke:

Unsere Hin- und Rückflug­strecken waren fast identisch. EDFZ-EDRJ-Metz/City-LFJY-LFFJ-LFFR-LFJC-LFLA-LFQG-LFJU-LFLT-LFIB.

Da wir auch während der Woche geflogen sind, galt es besonders, auf die zahlreichen mititä­ri­schen Lufträume zu achten. Hierbei sind die AZBA Tiefflug­in­for­ma­tionen auf den SIA Seiten sehr hilfreich. Die Aktua­li­sierung der AZBA Seiten erfolgt täglich. Ebenso ist es wichtig, die aktuellen NOTAMS für die anderen militä­ri­schen Aktivi­täten und sonstigen Beson­der­heiten einzu­holen.

Tanken:

Beide Teams hatten sich recht­zeitig vor dem Ausflug die franzö­sische TOTAL Karte beschafft. Mit dieser Karte kann man an vielen automa­ti­schen Flugplatz-Tankstellen in Frank­reich rund um die Uhr tanken.

Endlich — das Warten auf den Tankwart hat ein Ende. Das wurde bei den Tankstopps in Auxerre (LFLA)und Arcachon (LFCH) erfolg­reich prakti­ziert.

Unter­kunft:

Das liebevoll einge­richtete Hotel LeForet in Lalinde diente dem CT-Team als Unter­kunft.

Tipp: Wichtig ist die Reser­vierung von Zimmern mit Klima­anlage, da es sonst an warmen Tagen ungemütlich werden kann.

Das FK14-Team residierte in einem privaten Ferienhaus unweit von Lalinde im Örtchen Bayac gelegen. Dort fand auch an jedem Morgen die gemeinsame Frühstücks­ze­re­monie im Garten­pa­villon statt, nachdem zuvor in der ersten Bäckerei am Platz “baguette périgoudine” und “pain au chocolat” erstanden und auf dem Rückweg die CT Crew am Hotel abgeholt worden war.

Vorbe­reitung:

Eine gründ­licher Vorbe­reitung des Fluges war wie immer ein Garant für stress­freie Urlaubstage. Insbe­sondere galt es, die recht komplexe Luftraum­struktur auf der fast 1000 km langen Strecke zu verstehen und zu beachten.

Auf dem Hinweg wählten beide Teams Auxerre Branches (LFLA) für eine Zwischen­landung mit Tankstopp.

Auxerre liegt in der Mitte der Strecke und hat ein Restaurant am Platz. Der Mann auf dem Turm ist aus dem Elsass und spricht außer franzö­sisch noch englisch und deutsch. Das FK14 Team wählte auf dem Rückflug Auxerre wieder als Tankstopp und diesmal auch als Übernach­tungsort.

Werkzeug:

Nach den auf vielen UL-Ausflügen gesam­melten Erfah­rungen ist es ratsam, einen kleinen Werkzeugsatz an Bord zu haben. Welche Werkzeuge das sein sollten, hängt vom jewei­ligen Flugzeugtyp ab. Was auf jeden Fall dabei sein sollte, ist das passende Werkzeug inclusive Ersatz­schlauch zur Besei­tigung eines Platt­fußes. Wir haben außerdem ein Lade-/Start­hil­fe­kabel an Bord, das sich auch schon bewährt hat.

X‑ray:

Diese GAFOR Einstufung kam bei unserem Ausflug nicht vor. Das Flugwetter war durchweg gut. Am Zielort war es für Mitte Juni bereits hochsom­merlich warm.

Yankee:

Y – ist der Code, den wir in Feld 10 des Flugplans einge­tragen haben und steht für „VHF with 8.33 kHz channel spacing capability“. Unsere Flieger waren bereits entspre­chend ausge­stattet. Diese Funkaus­rüstung ist ab Anfang 2018 Pflicht. Für Flüge zwischen Deutschland und Frank­reich sind Flugpläne aufzu­geben. Funktio­niert ganz einfach über das AIS-Portal in beide Richtungen.

Zusam­men­fassung:

Ein Besuch des Périgord lohnt sich auf jeden Fall. Das angenehme Klima, das abwechs­lungs­reiche Landschaftsbild, die vielen histo­ri­schen Bauwerke und das kulina­rische Angebot bieten für jeden Geschmack etwas. Wer genügend Zeit mitbringt, hat von hier die Möglichkeit weitere Ausflugs­ziele anzusteuern. Bordeaux, Biarritz, Carcas­sonne, San Sebastian, Tarbes und Toulouse sind in ca. einer Stunde zu erreichen und bieten die Möglichkeit diesen Teil von Frank­reich näher kennen­zu­lernen.

Armin Hanus

 

 

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