Kleiner UL-Ausflug: Bis in den halben Süden

Freiburg1

Zur auslau­fenden Saison noch einmal mit ein paar Leuten für einige Tage gemeinsam fliegend unterwegs sein – das was Ziel des Plans unserer Ultra­leicht-Referentin Natalie und einem guten halben Dutzend Vereins­ka­me­raden im Luftfahrt­verein Mainz. Dass Im Früh-Herbst, geplant war ein Drei-Tages-Trip vom 15. bis 17. September, die Wahrschein­lichkeit einer stabil und großräumig guten Wetterlage nicht allzu hoch ist, war allen Betei­ligten klar. Und so zeigt sich das ultra­leichte Volk einige Tage vor Start flexibel bei der Wahl des Ziels: Bei der insgesamt hetero­genen Wetterlage über Westeuropa und den um etwa 179 Grad diver­gie­renden Prognosen der Fachleute wurde zunächst der Süden, Beispiels­weise Richtung Zell am See in Öster­reich anvisiert.

Um es kurz zu machen: Die Prognosen wurden tenden­ziell eher noch schlechter. Die verblie­benen sechs Unver­dros­senen um Organi­sa­torin Natalie, nämlich Armin, Heiko, Martin Meinolf und Stephan einigten sich schließlich, am Samstag den 16. September mit drei ULs einen vergleichs­weise risiko­armen Ein-Tages-Ausflug zu versuchen und das Ziel kurzfristig vor Abflug von der Homebase Mainz-Finthen festzu­legen.

Freiburg statt Zell am See

Samstag­vor­mittag, kurz vor neun Uhr: Drei ULs, die FK9 D‑MMZE, unsere Dynamic D‑MMZD und die FK14 namens D‑MKEF, stehen vor der Halle, drum herum sechs Reise­lustige, die sich entspre­chend der aktuellen Wetter­pro­gnosen Richtung Süden orien­tieren. Es soll durchs Rheintal nach Freiburg im Schwarzwald gehen. Da vom erfah­renen Piloten bis zum Schüler eine bunte Mischung dabei ist, braucht es trotz der vergleichs­weise einfachen Strecke eine etwas gründ­li­chere Vorbe­reitung und so geht es erst gegen 10.30 auf Strecke – jeden­falls für zwei Maschinen. Unerwartet hat die FK14 Start­pro­bleme, so dass sie erst 20 Minuten später in der Luft ist.

Zunächst geht es oberhalb der niedrigen Dunst­fetzen, in gut 3000 Fuß und später in 5000 Fuß, bei sicherlich mehr als 50 Kilometer Sicht in Richtung Karlsruhe. Bei Bad Dürkheim gehen wir schließlich unter die inzwi­schen sich ordentlich entwi­ckelnden Cumulanten – mit entspre­chend kräftigem Auf und Ab in der Luft. Bei Karlsruhe, an der nördlichen Kante des Schwarz­walds, steht ein einzelner, sich ausbrei­tender Schauer. Da wir nicht so recht drunter durch schauen können, entscheiden wir uns, unter der nördlichen „Nase“ des Luftraums Delta von Baden-Baden durch­zu­tauchen – fortan haben wir die Kuppen des Schwarz­walds neben uns auf der linken Seite und auf der anderen einen Blick über den Rhein bis weit nach Frank­reich hinein. Tolle Wolken­for­ma­tionen, strah­lende Sonne und die hervor­ra­gende Sicht ergeben eindrucks­volle Bilder.

Kurz vor Freiburg hat sich die später gestartete FK14 den beiden anderen Maschinen bis auf wenige Minuten genähert. Nach rund 65 Minuten Flug ist es Zeit, auf die Freiburger Frequenz zu schalten, wo uns eine freund­liche Türmerin begrüßt und wie erwartet in die Platz­runde auf die Landebahn 34 schickt. Trotz der Kartof­felform ist der eindrucks­volle Anflug mitten über die Stadt auch für Anfänger problemlos zu bewäl­tigen. Am ersten Autobahn­kreuz einfädeln und dann immer am prägnanten Kanal lang. Am Bahnhof links abbiegen und schon kommt der Endanflug. So weit so gut, die Türmerin weist den drei Mainzer Maschinen neben­ein­ander liegende Stell­plätze auf Gras zu.

Die Schweizer Maschine im Hinter­grund gehört natürlich nicht zur Mainzer Reise­gruppe.

In spätsom­mer­licher Wärme laufen wir die wenigen Meter zur Bushal­te­stelle – die letzten davon tatsächlich im Trab, weil der passende Bus schon anrollt. Ein paar Halte­stellen später, Umstieg in die Straßenbahn, nochmal einige Minuten und wir sind in Freiburgs Zentrum.

Per Straßenbahn geht es komfor­tabel in die Innen­stadt.

Heiko kennt sich bestens aus und wir landen zur Futter­auf­nahme auf der sonnigen Terrasse einer Pizzeria. Dass sich der Himmel sehr schnell zuzieht und erste Tropfen fallen, kann nicht an uns liegen: Die Teller sind trotz der übergroßen Portionen komplett leer gegessen. Trotzdem wagen wir einen kleinen Rundgang durch die Stadt, zumindest das Münster muss man ja gesehen haben! In der quirligen Stadt treffen wir unter anderem auf Schweizer, die gruppen­weise durch hohle Baustämme blasen und die unver­meid­lichen Asiaten, die fromm einer quiet­schenden Fremden­füh­rer­stimme lauschen.

Trotz ernst­hafter Bemühungen haben es die Männer nicht geschafft, die Rohre gerade zu blasen.

Die sechs mutigen Mainzer ULer(innen) konnten sich trotz einigem Trubel dem Charme der Freiburger Innen­stadt nicht entziehen.

Zweite Unterhose kaufen oder Rückflug?

Und dann bricht das Gewitter vom schwarzen Himmel. Blitz, Donner und ein gewal­tiger Guss kommen von oben. Und so fragt sich der eine oder andere, ob es wirklich eine so gute Idee war mit dem Ausflug, ob die Mitnahme von Zahnbürste und einer zweiten Unterhose nicht sinnvoll gewesen wäre und aus welchem Jahr die Gafor-Prognose stammte. Die Hoffnung auf den noch möglichen Rückflug wird aber nicht aufge­geben…

Auf dem Weg zwischen Bus und Flugplatz­eingang werden alle nochmal ordentlich nass – und die Flugplatz­gast­stätte kann uns, da sie eine geschlossene Gesell­schaft bewirt­schaftet, keinen wärmenden Kaffee anbieten. Aber es gibt zwei Licht­blicke: Ein Fluglehrer der örtlichen UL-Flugschule, der soeben Feier­abend machen will, zieht den Rolladen nochmal hoch und bietet uns kamerad­schaftlich warme Getränke, ein paar Stühle im Trocknen und einen Blick auf den großen Monitor mit Regen­radar. Wie gehofft, ziehen die Regen­schauer noch Nord-Ost und der Rhein­graben ist nördlich von Lahr bis Mainz bereits weitgehend regenfrei. Auch wenn aus Nordfrank­reich, Hunsrück und Luxemburg weitere Schau­er­felder nachrücken, sollte das für unseren Heimweg auf jeden Fall reichen.

Kurz vor dem Abflug in Freiburg hängt der Himmel noch ziemlich tief.

Der prasselnde Regen lässt jetzt auch über dem Freiburger Flugplatz nach, es zeigen sich erste klare Konturen, dann sogar ein paar blaue Löcher. Zwar hängt der Dunst stellen­weise sehr tief, aber die Haupt­wol­ken­un­ter­grenze hebt sich merklich und bietet ausrei­chend Spielraum für einen Start­versuch. Für den Rückweg haben wir die Besat­zungen teilweise neu gemischt und nach kurzem Start­check macht die FK14 den Wetter­erkunder. Start auf der 34 und direkter Abflug nach Norden – es stehen noch ein paar ordent­liche Schauer auf Kurs, aber dazwi­schen ist die Sicht gut und wir können auf knapp 2000 Fuß steigen. Also Meldung an die beiden folgenden Maschinen: Es sieht gut aus, zwischen den Schauern ist ausrei­chend Platz und dahinter wird es heller.

Und wieder gibt es grandiose Panoramen zu bestaunen: Wenige Hundert Meter rechts von uns heben sich die Schwarz­wald­hänge, die Kuppen überwiegend in bedrohlich wirkenden, tiefschwarzen Wolken aus denen es stellen­weise gewaltig regnet. Voraus und links die stetig abneh­mende Schau­er­tä­tigkeit und dazwi­schen beste Sicht. Ein paar Kilometer nördlich Lahr können wir auf 3000 Fuß steigen und hören damit auch FIS Langen wieder klar und deutlich. Noch ein paar Kilome­terchen – die Sonne kommt raus und verwöhnt uns mit Wärme, tollen Farben­spielen und Regen­bögen unter jeder zweiten Wolke.

Teilweise spekta­kuläre Wolken­bilder beim Hinflug und tolle Panoramen auf dem Rückflug – auch naviga­to­risch weniger heraus­for­dernde Flüge können tolle Eindrücke bieten. Im Hinter­grund ist schon der Taunus zu sehen.

Der restliche Heimweg ist entspannt und dank leichter Rückenwind-Kompo­nente schnell geflogen. Kurz vor dem Mainzer Platz nehmen wir noch einen leichten Schauer mit, um die Maschine von höherer Macht reinigen zu lassen. Nach rund 70 Minuten Flugzeit plumpsen wir in den Platz, kurz darauf folgen die beiden weiteren Maschinen. Nach dem üblichen Reinigen und etwas Papierkram ist noch Zeit für ein gemüt­liches Bierchen in unserer Flugplatz-Gaststätte.

Statt drei Tagen Öster­reich ein dreiviertel Tag mit den ULs nach Freiburg, quasi nur gut die halbe Strecke in den Süden zum Saison­ab­schluss – sicher keine große fliege­rische Heraus­for­derung, aber ein Tag mit außer­ge­wöhnlich vielen schönen Eindrücken in kurzer Zeit und ein Tag herzlicher Kamerad­schaft.

Text: Meinolf Droege, Bilder: alle Betei­ligten

Weitere Beiträge