Mit 400 ROTAX-Pferden unterwegs nach Rügen 2020

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Die Idee wurde beim Weihnachts­treffen der Mainzer UL-Pilotinnen und ‑Piloten im Dezember 2019 geboren: Wir fliegen im Frühjahr 2020 nach Slowenien! Geplanter Abflug: Ende April 2020.

Die Hotels und Leihwagen wurden recht­zeitig gebucht und die Route durch die Alpen in drei Varianten geplant. Hier unsere bevor­zugte Route von Mainz nach Portoroz:

Doch dann kam Corona und alles war plötzlich anders. Zu diesem Zeitpunkt glaubten wir, dass die Sache im Hochsommer erledigt sein würde und buchten alles auf Ende August um.

Zwei Wochen vor dem geplanten Abflug war ein Ausflug nach Slowenien — welches einge­schnürt von den Problem­zonen in Italien und Kroatien lag – nach unserer neuen Einschätzung keine gute Idee.

Eine Alter­native war jedoch schnell gefunden – Perpignan im Südwesten von Frank­reich. Hier die neue Routen­planung durch die Alpen mit Zwischen­auf­enthalt in Gap/Tallard.

Wegen der komplexen Luftraum­struktur in Frank­reich gaben sich Frank und Armin besonders viel Mühe, eine gut fliegbare Strecke zu definieren und an die Teilnehmer mit SkyDemon weiter zu leiten. So weit – so gut.

Sicher­heits­halber wurde für Frank­reich noch ein Plan B erarbeitet, falls das Wetter oder Corona Südfrank­reich verhindern sollte. Dieser alter­native Plan sollte über Auxerre in die Aquitaine führen und Quiberon wurde wegen der ausrei­chend grossen Hotel­ka­pa­zität als Ziel gewählt. Hier auch noch diese Strecke.

Wegen der mittler­weile sehr dynami­schen Entwicklung der Corona-Situation, mit entspre­chenden Reise­war­nungen für einige franzö­sische Depart­ments, mussten wir drei Tage vor dem Abflug nun auch Frank­reich als Ziel aufgeben.

Eine Analyse der Wetter­karten in Verbindung mit der Corona-Situation und ‑Trends führte zu dem Entschluss, nach Rügen zu fliegen. Mit Bezie­hungen gelang es Frank, eine Unter­kunft zu finden und Bernhard sicherte uns vorsorglich noch zwei Mietwagen. So stand der Reise der Mainzer Teams nichts mehr im Wege.

Tag 1: Mainz — Rügen

Die 4 Teams, Armin und Frank (CT-SW), Johanna und Bernhard (FK14), Natalie und Falk (FK9), sowie Julia und Sebastian mit einer A211 (kein echtes UL, aber immerhin mit 100 ROTAX-Pferden ausge­stattet).

Kurz vor dem Abflug nach Magdeburg, unserer Zwischen­station auf dem Flug nach Rügen.

Direkt nach dem Start, nachdem wir die C‑Lufträume von Frankfurt hinter uns gelassen hatten, entschieden wir uns, bis zu unserer Zwischen­landung in Magdeburg über den Wolken zu fliegen.

Nach der Landung in Magdeburg wurde preis­wertes Mogas getankt, Sprit und Lande­ge­bühren bezahlt und direkt vor dem Restaurant „PapaRazzi“ zur Mittags­pause geparkt.

Der zweite Abschnitt führte dann über die Mecklen­bur­gische Seenplatte weiter zur Ostsee­küste. Unser Ziel, die Insel Rügen, war dann bald erreicht.

Nach der Landung auf Rügen die üblichen Rituale: Flieger entladen, verzurren, Mietwagen abholen und weiter zum Ostsee-Hotel im Küstenort Baabe.

Es folgte eine erste Inspektion des Ortes und des ausge­dehnten Strandes mit der typischen Strand­korb­an­siedlung. Aber dann meldeten sich Durst und Hunger an.

Dank der Ortskenntnis von Frank war das hervor­ra­gende Restaurant „Casa Atlantis“ schnell gefunden. So konnte der erste Tag unserer Reise entspannt ausklingen.

Tag 2: Rügen — Malmö

Nachdem wir uns das Flugwetter näher angesehen hatten, war es klar: Es herrschen gute Bedin­gungen für einen Flug nach Schweden. Auf geht’s nach Malmö!

Man sieht es den entspannten Gesichtern von Julia und Sebastian an, dass der Hüpfer über das Wasser der Ostsee keinen Stress bedeutete.

Der Flugplatz von Malmö ist zwar ein inter­na­tio­naler Flughafen, aber es war sehr wenig Betrieb und somit war der Anflug ein Kinder­spiel.

Nach der Landung kam auch gleich das Follow-me-car, welches uns nach und nach zum Parkplatz 21 geleitete, sowie die Teams dann zum Terminal fuhr.

Das Flugplatz­ge­bäude von Malmö scheint von den IKEA Archi­tekten geplant worden zu sein. Alles kam uns jeden­falls sehr schwe­disch vor.

Nach dem Weiterflug machten wir noch einen Umweg mit Besich­tigung der Stadt …

… und der 7,8 km langen Öresund-Brücke, die Schweden mit Dänemark verbindet. Die kombi­nierte Auto- und Eisen­bahn­brücke hat 2 „Stock­werke“ und ist die weltweit größte Schräg­seil­brücke.

Auch auf dem Rückflug über die Ostsee nach Rügen kam, dank der Zuver­läs­sigkeit der 100 ROTAX-Pferde, kein Stress im CT-SW Cockpit auf.

Tag 3: Baabe – Binz — Göhren

Gut ausge­schlafen disku­tierten wir beim Frühstück die heutigen Tages­etappen. Zuerst wollten wir mit dem Auto nach Binz, am Nachmittag dann mit den ULs nach Polen. Ein passender Flugplatz mit vorge­la­gertem Strand an der Küste war schnell identi­fi­ziert. Wegen der etwas schwer durch­schau­baren Wetterlage in Polen überließen wir die finale Entscheidung den Wetter­ma­chern.

So fuhren wir erst einmal mit unseren Leihwagen zu einem Erkun­dungs­ausflug des Ostsee­bades Binz. Wir genossen den Spaziergang zur Seebrücke und entlang der Promenade.

Dort entdeckte Natalie mit geschultem Blick den Hinweis auf eine Dachter­rasse auf einem der neuen Hotels. Das wollten wir uns näher ansehen und so machten wir hier eine Pause.

Während sich das Wetter in Binz wunderbar entwi­ckelte, wurde es in Westpolen nicht besser. So hielten wir für einige Stunden Position auf der Dachter­rasse und genossen den Ausblick auf das Meer. Danach kauften wir uns Tickets für den „Rasenden Roland“, welcher unsere Wege schon mehrfach gekreuzt hatte. Unser Ziel war das Städtchen Göhren, etwas südlich von Baabe gelegen.

Tag 4: Rügen — Lübeck

Da wir unser Zimmer­kon­tingent im Hotel in Baabe nur für 3 Nächte buchen konnten, stand ein Umzug an. Die Wetter­vor­hersage für Schleswig-Holstein war gut, deshalb beschlossen wir, nach Lübeck zu fliegen und von dort die Gegend weiter zu erkunden. Der Kurs nach Schleswig-Holstein führte uns bei schönstem Flugwetter an der Ostsee­küste entlang in Richtung Westen.

Wie man auf dem nächsten Bild erkennen kann, ist der Betrieb am neuen Terminal von Lübeck überschaubar. Es gibt wohl ein paar Linien­flüge in der Woche, aber davon haben wir nichts bemerkt.

Die Stadt Lübeck ist sehenswert und eine richtige Schatz­truhe. Unser charmantes Hotel „Excellent“ mit angeschlos­senem südame­ri­ka­ni­schem Restaurant „Hacienda“ (Empfehlung: Rodizio) befindet sich in einem charmanten histo­ri­schen Gebäude direkt an der Innen­stadt zwischen zwei Gewässern, an einem Natur­schwimmbad, gelegen.

Die Hanse­stadt Lübeck wurde im 12. Jahrhundert an der heutigen Stelle gegründet. Das Holstentor, ein Teil der früheren Stadt­be­fes­tigung, ist das Wahrzeichen der Stadt.

Ebenfalls eindrucksvoll ist der Markt­platz mit seinen histo­ri­schen Gebäuden. Im Bild, das Cafè Nieder­egger, weltweit bekannt für seine Marzi­pan­spe­zia­li­täten.

Tag 5: Lübeck – Wyk auf Föhr

Der regionale Wetter­be­richt für den heutigen Tag war perfekt. Deshalb beschlossen wir, zu der nordfrie­si­schen Insel Föhr zu fliegen. Der Flugplatz Wyk liegt direkt am Meer und hat gekreuzte Grasbahnen, so dass man fast immer gegen den Wind landen kann. Im Bild der Anflug auf die Piste 09.

Tag 5: Der alter­native Plan: Lübeck — Dänemark

Da das Team „A211“ keine Einflug­ge­neh­migung für Dänemark benötigte, entschlossen sich Julia und Sebastian, ein paar dänische Plätze anzufliegen. Hier sieht man die A211 im Anflug auf den Regio­nal­flug­hafen Sonderburg in Süddä­nemark. Früher gab es von hier sogar Direkt­flüge mit der Cimber Air nach Frankfurt. Einer der Cimber Flieger steht jetzt im Technik­museum in Speyer.

Die Wege der UL-Teams führten auch am Nord-Ostsee-Kanal vorbei. Ein Team nutzte die Gelegenheit zur Landung in Rendsburg-Schachtholm.

Ein Rundflug entlang der Insel Sylt und der Küsten­land­schaft von Schleswig-Holstein rundete das Tages­pro­gramm der Mainzer UL-Teams ab.

Tag 6: Lübeck – Mainz / Lübeck – Ballen­stedt — Hassfurt

Der Wetter­be­richt für den Westen Deutsch­lands war für den Vormittag OK, jedoch für den Nachmittag kritisch. Zwei Teams entschlossen sich für einen Rückflug nach Mainz am frühen Vormittag.

Die beiden anderen Teams flogen in Richtung Südosten in das „Bierland“ Franken mit einer Zwischen­landung im Fliegerdorf Ballen­stedt.

Schluss­endlich landeten alle Teams sicher in Mainz, wenn auch auf völlig anderen Routen als ursprünglich geplant.

Fazit: Mit Vorsicht und Flexi­bi­lität kann man trotz Corona-Einschrän­kungen und Wetter­un­si­cher­heiten gemeinsame UL-Ausflüge unter­nehmen.

PS: Portoroz holen wir bei nächster Gelegenheit nach.

Text: Armin Hanus Bilder: Team Rügen

 

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