Italien — Ein Flieger­traum 2010

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Mit dem UL nach Sizilien

Am Freitag, dem 23.04.2010 starteten 4 Mainzer Ultra­leicht­pi­loten in 2 UL-Flugzeugen zu einem beson­deren Ausflug. Nachdem es in den vergan­genen Jahren nach Südfrank­reich, in die Seealpen, nach Kroatien und in die Bretagne ging, wurde dieses Jahr Italien als Ziel gewählt.

Da wir auf dem Hin- und Rückweg jeweils den Alpen­hauptkamm überfliegen wollten, wurde eine besonders sorgfältige Planung, mit genügend Alter­na­tiv­routen, durch­ge­führt. Auch der Flug bis in das ca. 1600 km entfernte Sizilien erfor­derte eine gewis­sen­hafte Voraus­planung. Hierbei war uns der Aerotouring Flight Guide „AVIO Portolano“ sehr nützlich. Dieses Buch ist mittler­weile auch in engli­scher Sprache erhältlich.

Besonders hilfreich war für uns, dass unser Flieger­ka­merad Oli L. in den letzten Jahren schon mehrfach mit verschie­denen UL’s bis nach Sizilien geflogen war. Mit seinem zusätz­lichen Erfah­rungs­schatz im Reise­gepäck waren wir bestens gerüstet.

Die beiden Teams im Einzelnen:

D‑MZVV, FK14 (Oli L. und Bernd S.) D‑MHHC, CT-SW (Jürgen H. und Armin H.)

Freitag:

Der erste Teilab­schnitt war von Mainz nach Kempten im Allgäu geplant. Nach ca. 2 Stunden war dieser Teil der Reise schon Geschichte. Tanken, Alpen­wetter einholen, eine kleine Erfri­schung und es ging weiter über die Brenner-Route durch die Alpen.

Der zweite Abschnitt führte nach Al Casale — Codroipo (Friuli Venezia Giulia UD12‑5).

An dieser Stelle möchte ich noch auf ein paar Beson­der­heiten der Flugplanung in Italien hinweisen. In den an sich guten Jeppesen Karten sind die zahlreichen UL-Plätze nicht einge­zeichnet. Man muss sich also die kleine Mühe machen, die Daten von dem AVIO Portolano http://www.avioportolano.it (ab hier Portolano genannt) auf die Karten zu übertragen.

Eine kleine Heraus­for­derung besteht darin, dass die Plätze oft mehrere unter­schied­liche Bezeich­nungen haben. Oft ist es der Name der nächsten Stadt, manchmal jedoch ein Name, den der Besitzer gewählt hat, oder es ist eine Bezeichnung aus dem Portolano. Fast immer gibt es eine „Codierung“ nach Regionen, die sich der Portolano ausge­dacht hat.

Das hilft – aber nicht in der Jeppesen GPS Daten­basis und nur teilweise im FlyMap. Dort sind zwar fast alle UL-Plätze im Overlay vorhanden. Die Frage, die sich jedoch oft stellt, unter welchem Namen? Also vor dem Start prüfen, sonst gibt es im Zielgebiet unter Umständen Stress im Cockpit. Für Piloten, die planen auf unserer Route durch Italien zu fliegen, habe ich alle Bezeich­nungen und Web-Adressen der von uns angeflo­genen Plätze mit Region und Codierung angegeben.

Der UL-Platz Al Casale http://www.alcasale.eu/ita/struttura/index.html ist relativ leicht zu finden. Er ist neben dem Flussbett des wild und natürlich verlau­fenden Taglia­mento gelegen. Eine gepflegte Grasbahn, ein tolles Landhotel mit Restaurant und ein „First Class Service“ durch Sandro, den Besitzer der Anlage, warten auf die Piloten.

Flugleiter und Lande­ge­bühren? Wie bei fast allen UL-Plätzen in Italien: Fehlan­zeige.

Samstag:

Flug nach Aerdelta Ozzano – Guglielmo Zamponi (Emilia Romagna BO 05–8) http://www.aviozzano-guglielmozamboni.it bei niedriger Wolken­decke mit wechselnden Sicht­ver­hält­nissen und zeitweisem Regen.

Das Restaurant am Platz war so gut wie im Portolano beschrieben. Futter für die Flieger ist auch vorhanden (Automatik-Tankstelle mit Autobenzin). Auch für die Cirrus-Flieger ist gesorgt, sie finden hier eine der italie­ni­schen Cirrus-Vertre­tungen.

Die recht nasse Grasbahn sorgte für Gischt­wolken beim Start zu unserem Weiterflug nach Ali sul Castello – Andria – Castel del Monte – Tenuta Tannoja (Puglia BA 06–10). http://www.tenutatannoja.com/italiano/home.html

So viele Bezeich­nungen kann ein Platz in Italien haben!

Die Bahn; eine hügelige Blumen­wiese. Der Besitzer ist Cirrus-Pilot mit eigener, am Platz statio­nierter, SR20. Zusätzlich hat er noch eine ca. 40 Jahre alte SIAI in Betrieb. Außerdem sammelt er noch alte Mercedes Fahrzeuge. Der Mann weiß, worauf es ankommt.

Auch hier war der Service am Platz ein Traum. Begrüßung durch den Eigen­tümer, Essen, Übernachtung, Kamin­feuer zum Frühstück, Leihwagen, Tankservice – für alles war gesorgt.

Wenn da nicht die Blumen­wiese wäre.….….

Sonntag:

Vor der Weiter­reise in den Süden stand der Besuch des Castel del Monte auf dem Programm. Das Bauwerk ist wegen seiner beson­deren Archi­tektur weltbe­rühmt. Es wurde von dem Staufer­könig Friedrich II. um 1240 erbaut und ist heute Weltkul­turerbe.

Nach diesem Erlebnis ging es zurück zu Salva­tores Blumen­wiese. Mit früh erhobenem Bugrad wurde diese auf schnellstem Wege verlassen, um den Appenin in Richtung Südwest zu überqueren.

Unsere nächste Zwischen­station, der Flugplatz Avio Lao – Scalea (Calabria CS08-19) http://www.aeroportoscalea.it empfing uns mit strah­lendem Sonnen­schein. Scalea liegt direkt an der Südwest­küste und hat eine Autosuper Tankstelle. Nach kurzer Pause und „Special Briefing“ zum Thema Kontroll­zonen, ging es an den letzten Abschnitt der Anreise. Laut Flugplanung werden wir in 1:40h unser Ziel auf Sizilien erreichen. Etnavolo – wir kommen.

Immer schön in 500ft der Küste entlang, Querung der Straße von Messina, mit Südwestkurs an Taormina vorbei und 5 Minuten später hatten wir es geschafft.

Etnavolo – Calata­biano (Sicilia CT05‑5) http://www.etnavolo.it/ liegt am Fuße des Ätna und es gibt eine schöne Unter­kunft, Serra san Biaggio, direkt am Platz. Rita, die Besit­zerin, hat Oli in ihr Herz geschlossen. Deshalb wurde auch die Katze der Familie Oliver genannt. Ritas abend­liche Lockrufe „Oliver – Oliver – Oliver“ wurden von nicht einge­weihten Gästen mit Verwun­derung aufge­nommen.

Montag:

Fliege­ri­scher Ruhetag. Mit Bus, Bahn, Schiff und Quad ging die Reise zum Krater des Vulcano auf der gleich­na­migen Insel der Lipari­schen Insel­gruppe.

Hier wäre ein künst­licher Horizont und Sauer­stoff sicherlich hilfreich gewesen.

Dienstag:

Besuch des Ätna per UL. In ca. 15 Minuten zum Gipfel und im Gleitflug in ca. 30 Minuten zurück.

Mittwoch:

Heute steht Taormina und Umland auf dem Programm. Mit dem Mietwagen werden Schluchten, Bergdörfer, Täler und altrö­mische Bauwerke besucht. Die Tour wurde am späten Nachmittag dann nochmals per UL abgeflogen. Auf diese Weise ging es deutlich schneller.

Donnerstag:

Rückflug über Scalea mit Mittags­pause in Nettuno – Arma 2000 (Lazio RM03‑5) südlich von Rom http://www.volarecon.it/Armanettuno nach Centro di Volo Serristori – Castiglion Fiorentino (Toscana AR04‑5) http://www.centroserristori.it/.

Ein Flug voller optischer Highlights: Vesuv, Pompeji, Amalfi, Capri und mehr.

Nach der Landung in Serristori (ein super gepflegter Platz mit Asphalt- und Grasbahn) wurde der Pool von den unerschro­ckenen Schwimmern unserer Gruppe besucht. Die Anderen genossen einfach nur die kaffee­hal­tigen Getränke aus der chrom­blit­zenden Maschine des Barristo.

So sehen die Piloten­un­ter­künfte in Serristori aus,

Freitag:

Nach der Analyse des Alpen­wetters kamen wir zu unter­schied­lichen Ergeb­nissen. Ein Team wollte das noch vorhandene gute Wetter am Brenner für den Rückflug am gleichen Tag nutzen. Das zweite Team wollte sich noch Siena ansehen, und danach, mehr im östlichen Bereich, die Überquerung der Alpen angehen. Team HC machte noch einen Tankstopp in Ozzano. Dort trafen wir den italie­ni­schen CT-Vertreter der uns vorschlug, gemeinsam in Icaro Village – Vigarano Mainarda (Emilia Romagna FE10‑4) http://www.icarovillage.com/ zu landen um dort Mittag zu essen. Gesagt, getan — 30 Minuten später waren wir in einem First-Class Restaurant in unmit­tel­barer Nähe der Landebahn.

Das Alpen­wetter wurde nochmals im Internet geprüft – die Brenner­strecke ist OPEN für die nächsten 4 Stunden, danach MARGINAL. Nach Tannheim brauchen wir 2:30h, also los.

Modena, Verona, Trento, Bozen, in 8500 Fuß durch­querten wir die Kontrollzone von Innsbruck und kurz danach waren wir schon im nördlichen Alpen­vorland. Die Landung in Tannheim war dann Routine.

 

Ein Wermuts­tropfen – hier war es bitter kalt! Mit heißer Schokolade wärmten wir uns vor dem Weiterflug nach Mainz auf. Das war auch dringend nötig, denn dort war es noch kälter. Jürgens erste Reaktion: „Ich will zurück nach Italien!“. Genau das werden wir bei der nächsten, passenden Gelegenheit tun.

Armin H.

FK14 im Vorbeiflug am UL-Platz Etnavolo

PS:

Ein Tipp zum UL-Funk in Italien. Man braucht keinen! Wer als UL unterwegs ist, kann Funk und Trans­ponder vergessen. Aller­dings nimmt man sich damit die Möglichkeit, Kontroll­zonen legal zu durch­fliegen.

Der Ausweg: Man meldet sich entweder als „Advanced UL“ (Funk und Trans­ponder an Bord) oder „Very Light Aircraft“ (sofern entspre­chende Lizenzen als „Advanced Pilot“ vorhanden sind). Dann bekommt man das volle Programm in engli­scher Sprache, also mit „Flight Following“, Positi­ons­mel­dungen, etc. Durch­flug­ge­neh­mi­gungen sind somit kein Problem.

PPS:

Zum Kraft­stoff­ver­brauch: Die FK14 hat im Schnitt ca. 15 Liter Super bleifrei pro Stunde verbraucht. Das entspricht bei einer Durch­schnitts­ge­schwin­digkeit von 220 km/h in etwa

7 Liter pro 100km. Der Preis pro Liter lag in Italien zwischen 1,45 und 1,50 Euro.

 

 

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