Mit dem UL zum Goodwood Revival Festival 2015

word image 4861 26

Es gibt einige gute Gründe zum Goodwood Revival zu fliegen: Das Fluger­lebnis, die klassi­schen Autos, die Rennen, die histo­ri­schen Flugzeuge und — nicht zu vergessen — die Leute.

Doch vor dem Vergnügen steht etwas Arbeit für die Piloten an – eine gründ­liche Vorbe­reitung des Fluges incl. Plan B im Falle von unerwünschten Schlecht­wet­ter­lagen. Grundlage für den Flug nach GB mit einem UL ist eine Einflug­ge­neh­migung der Civil Aviation Authority. Weiterhin sollte man im Vorfeld die Betan­kungs­mög­lich­keiten auf der Strecke und Möglichkeit zur Erledigung der Nicht-Schengen Ein- und Ausrei­se­for­ma­li­täten klären.

Der erste Teil der geplanten Strecke führte südlich am Flugplatz von Luxemburg vorbei nach Albert (Bray). Dort planten wir einen kurzen Tankstopp und die Ausreise nach UK. Danach Weiterflug zur Küste und die Kanal­über­querung von LeTouquet nach Lydd. Von dort an der südeng­li­schen Küste entlang bis zum Flugplatz Lee on Solent.

Schon nach ca. 40 Minuten erreichten wir die Mosel, die hier Deutschland von Luxemburg trennt. Ab hier flogen wir unter der Obhut von Luxemburg Approach bis hin zur Landes­grenze nach Frank­reich.

Danach Frequenz­wechsel zu Paris Info und Abfrage des jeweils aktuellen Status der militä­ri­schen Lufträume. Dank des kräftigen Ostwindes erreichten wir die Kontrollzone von Albert deutlich schneller als geplant.

Der Einflug in den rechten Gegen­anflug 08 und die Landung wurden uns sofort genehmigt und es vergingen keine 5 Minuten bis wir an der Tankstelle standen.

Wenn man im Vorfeld mit der Adminis­tration von Albert den Sprit­bedarf und die Ein- und Ausrei­se­for­ma­li­täten abgeklärt hat und den General Aviation Report (GAR) nach UK schon aufge­geben hat, ist alles ganz einfach. Wegen der kürzeren Flugzeit und der schnellen Abwicklung am Boden änderten wir noch unseren Flugplan und nach 40 Minuten waren wir schon wieder in der Luft. Danke an das freund­liche Team in Albert!

Nach dem Ausflug aus der Kontrollzone von Albert Frequenz­wechsel zu Lille Info und Weiterflug bei bestem Flugwetter zur Küste zum Melde­punkt N von LeTouquet bei Boulogne sur Mer. Nun lagen 50 km Meer vor uns. Die obliga­to­ri­schen Schwimm­westen hatten wir bereits vor dem Erreichen der Küste angelegt.

Von hier ging es weiter zum Melde­punkt SOVAT und dort erfolgte der Frequenz­wechsel zu London Info „for basic service“. Nach 5 Minuten hatten wir bereits die englische Küste in Sicht.

Nach weiteren 5 Minuten Flugzeit hatten wir die Küste bei Lydd erreicht und nahmen Kurs in Richtung Westen.

Von Lydd flogen wir zum VOR Seaford und weiter an der Küste entlang in Richtung Brighton.

Zwischen Brighton und Worthing liegt der Flugplatz Shoreham den wir neben Lydd als Alternate vorge­sehen hatten.

Nach 30 km war Chichester/Goodwood erreicht. Wegen der Gross­ver­an­staltung war der Flugplatz nur für histo­rische Flugzeuge im Rahmen des Events geöffnet. Deshalb hatten wir das nur 30 km entfernte Lee on Solent in der Nähe von Ports­mouth als Zielflug­platz geplant und setzten unseren Flug in Richtung Westen fort.

Ports­mouth mit Melde­punkt Spinnaker Tower und im Hinter­grund Lee on Solent in Sicht. Welch ein Anblick! Alle Sehens­wür­dig­keiten im Hafen­be­reich sind schon zu erkennen. Admiral Nelson hätte seine Freude seine HMS Victory wieder zu sehen. Die Victory (Baujahr 1765) ist das älteste im briti­schen Marine­dienst befind­liche Schiff und dient heute als Flagg­schiff des Ersten Seelords. Ein perfektes Beispiel briti­scher Tradition!

Nun gilt es sich auf den Anflug vorzu­be­reiten. Der kräftige Ostwind, der uns auf der Strecke so schön angeschoben hatte ist nun als Seitenwind im Anflug zu berück­sich­tigen. Den Funkontakt mit dem Platz hatten wir schon bei Spinnaker Tower aufge­nommen und die Lande­richtung 05 erfor­derte einen Anflug über das Meer.

Im Übergang Wasser zu Land erwar­teten uns kräftige Turbu­lenzen denen wir mit erhöhter Anflug­ge­schwin­digkeit entge­gen­wirkten. Selbst beim Rollen nach der Landung galt es vorsichtig zu sein.

Nachdem wir den Flugplan geschlossen und unser Luftsport­gerät gesichert hatten, nahm uns ein freund­licher Flieger­ka­merad mit seinem Auto nach Gosport mit.

Von hier ging es mit der Fähre nach Ports­mouth. Die Anlege­stelle befindet sich ganz in der Nähe unseres Hotels „The Royal Maritime Club“ und einem Stütz­punkt von unserem Autover­mieter.

Neben der bereits erwähnten HMS Victory befindet ist im Hafen auch die HMS Warrior aus dem Jahre 1860.

Die Warrior war das erste hochsee­taug­liche Panzer­schiff mit einem 11,4cm dicken Eisen­rumpf und galt zu ihrer Zeit als unver­wundbar. Wegen der geringen Reich­weite unter Dampf hat die Warrior auch noch eine Vollta­kelage.

Die nächsten Tage:

Goodwood und die Autos. Schon der Parkplatz für die Oldtimer ist die Reise wert!

Ein Schmuck­stück parkt neben dem anderen. Die Gesamtzahl der histo­ri­schen Fahrzeuge ist schwer zu schätzen.

Es sind auf jeden Fall mehrere tausend Oldtimer die hier versammelt sind.

Ein Beispiel stell­ver­tretend für viele andere: Ein histo­ri­scher Bentley im Top-Zustand.

Die Jaguar Freunde haben ihren eigenen Parkplatz. Man kann nur staunen wie viele „XK“ und „E“ Typen mit GB Kennung heute noch gefahren werden.

Ein Ferrari Rennwagen mit engli­scher Stras­sen­zu­lassung. Ob das so in Deutschland funktio­nieren würde?

An diesem Stand muss der Sport­wagen und Cobra Fan seine Kredit­karte gut festhalten.

Empfehlung: Unbedingt die Webseite von „Total Headturners“ besuchen.

Alter­nativ geht es auch klassisch bei Jag & Co.

Und wenn es noch etwas teurer werden darf ist man hier richtig aufge­hoben.

Motor oder Kunstwerk – wahrscheinlich beides.

Das nächste Kapitel: Goodwood und die Flugzeuge.

In Goodwood kann man bei Bonhams auch histo­rische Flugzeuge ersteigern.

Diese Spitfires kann man am Boden und in der Luft bestaunen.

Spitfire im Anflug.

Mustang und Spitfire in Formation.

Das nächste Kapitel: Goodwood und die Rennen.

Die mutigen Männer mit ihren alten Schätzchen

Noch mehr mutige Männer mit ihren teuren Spiel­zeugen.

Das letzte Kapitel: Goodwood und die Leute.

Sehen und gesehen werden.

Kleider machen Leute.

Selbst ein Overall hat eine gewisse Anzie­hungs­kraft.

Captain Frank beim morgend­lichen Appell.

Rock´n roll forever

Das Urteil vom Team D‑MHHC „Goodwood ist Spitze“

Der Rückflug war ursprünglich, wie schon der Hinflug, in 2 Etappen geplant. Wegen der deutlichen Änderung der Wetterlage mussten wir jedoch Plan B aktivieren und uns von Flugplatz zu Flugplatz neu entscheiden auf welcher Route ein sicherer Rückflug möglich ist.

Die erste Etappe planten wir von Lee on Solent über Lydd nach LeTouquet.

Nach dem Start in Lee on Solent sah alles (noch) sehr gut aus.

An der Ostspitze der Isle of Wight waren die Sichten gut und die Basis bei ca. 3000 ft.

Bei Lydd waren die Sichten noch ausrei­chend um den Kanal in 3000 ft zu überfliegen. Bei London Info erhielten wir Infor­ma­tionen von anderen Flugzeugen die den Kanal nach VFR Regeln überflogen. Sicher­heits­halber holten wir uns noch das aktuelle Wetter von LeTouquet bevor wir Kurs auf die franzö­sische Küste nahmen. Die Segel­boote gaben uns eine brauchbare optische Referenz für Höhe und Entfernung. Auf halber Strecke begann es zu regnen, und die Sicht ging merklich zurück. Der Tower von LeTouquet meldete trotz Regen VFR Bedin­gungen, so dass unsere Landung sicher­ge­stellt war. Da unser UL mit GPS, EFIS und den klassi­schen Uhren gut ausge­stattet ist, waren wir uns über Position und Flugdaten immer im klaren.

Bald tauchte auch die Küsten­linie auf und Le Touquet gab uns die Freigabe zum Einflug in die Kontrollzone.

Landung frei auf Piste 14 in LeTouquet.

LeTouquet – Paris Plage, welch ein schöner Name — der so gar nicht zum aktuellen Wetter passen will.

Guter Rat ist teuer, besonders wenn sich die Wetter­be­richte aus unter­schied­lichen Quellen wider­sprechen. Also erst einmal abwarten und im sehr guten Flugplatz­re­staurant etwas essen und die Lage erneut peilen. Nach ca. 2 Stunden bessert sich die Lage und wir entscheiden uns zum Weiterflug über Abbeville und Amiens nach Peronne.

Sicher­heits­halber ergänzen wir noch unseren Sprit­vorrat um flexibel zu sein. Bis Abbeville ging es gut voran, aber auf halber Strecke nach Amiens begann es wieder zu regnen, so dass wir uns sicher­heits­halber zur Landung in Amiens entschlossen.

Nach der Landung in Amiens stellten uns die freund­lichen Flieger­ka­me­raden vom Aeroclub einen Hangar­platz zur Verfügung, gaben uns Tipps zur Übernachtung und fuhren uns zum nahen Hotel.

Am nächsten Vormittag ging es nach ausgie­bigem Studium der Wetterlage weiter bis Sedan. Die Tankstelle und das Bistro waren geschlossen und ausser einem Flugzeug­kon­strukteur war niemand am Platz. Zum Glück hatten wir in LeTouquet ausrei­chend getankt, so dass wir genügend Sprit für den letzten Teil der Strecke in den Tanks hatten. In der nahen Stadt machten wir eine ausgiebige Mittags­pause und dann konnte es weiter gehen.

Auf dem letzten Strecken­ab­schnitt nach Mainz begann es es wieder zu regnen, aber die Sichten waren immer gut solange man ausserhalb der Schauer flog.

Der ständige Wechsel von Sonne und Wolken war teilweise mit heftigen Böen garniert, so dass sich beim Pilot und Co keine Lange­weile einstellte. Diese Wetterlage begleitete uns bis zur Landung an unserem Heimat­platz Mainz.

Fazit: Ein abwechs­lungs­reiches und eindrucks­volles Fluger­lebnis mit extrem unter­schied­lichen Wetter­be­din­gungen. Das Goodwood Revival Festival ist eine klare Empfehlung und ein „muss“ für jeden Klassik­freund.

Armin Hanus

 

 

Weitere Beiträge