Der geplante Termin für den Start des UL-Vereinsausflugs Anfang April rückt näher und das Wetter soll besser werden: Nach dem gemäß DWD nassesten März seit gut 20 Jahren haben wir großes Glück und ein Hoch setzt sich von Skandinavien nach Norddeutschland durch. Sonntagnachmittag soll der Regen aufhören und die sechs Pilotinnen und Piloten (Natalie, Anett, Falk, Jörg, Sebastian und Frank) gehen an den Start. Wir fliegen mit zwei ULs (WT9 und FK9) und einer Aquila. Armin hat uns aus seinem schier unerschöpflichen Erfahrungsschatz eine Route vorgeschlagen und unsere Fragen geklärt. Mit Hilfe einer speziellen Powerbank und passendem Traktor-Stecker springt auch die ZG an und alle drei Flugzeuge starten Richtung Taunus. Ab Kassel soll das Wetter schon prima sein, aber im Taunus ist die Sicht noch schwierig. Zuerst findet die BK eine Lücke und die ZG folgt mit etwas Abstand in 2.300ft, nur die Taunus-Pinzchen in der ZD treffen die sichere Entscheidung, erst am nächsten Morgen zu fliegen. Respekt!
In Ganderkesee ist der erste Zwischenstopp geplant und alle drei Flugzeuge samt Besatzung machen sich Montagmorgen auf den Weg nach Stauning an die Westküste von Dänemark. Vorher haben wir für die beiden ULs eine Einfluggenehmigung beim dänischen Ultraleichtverband DULFU für Flugzeuge und Piloten beantragt und genehmigt bekommen. Der Flugplan wird in Ganderkesee geöffnet und wir fliegen bei strahlendem Sonnenschein nach Dänemark.
Dann beginnt ein Auffrischungskurs unserer englischen Funkkenntnisse: Auf dem Weg nach Stauning melden wir uns an der Grenze bei Copenhagen Information, werden sofort weitergereicht zu Skydstrup Approach, dann zu Esbjerg Information, danach Billund Approach und schließlich Stauning Information. Den schwierigsten Job haben die Funker in unseren Flugzeugen, die gefühlt alle 10 Minuten wieder einen neuen Controller beglücken dürfen. Der Platz in Stauning bietet viel Platz, unsere Maschinen sehen auf dem Vorfeld winzig aus im Vergleich zu den dort parkenden Flugzeugen.
Die ZG bekommt nach dem Versprechen, nur ganz langsam und ganz wenig zu tanken (Tankuhr defekt) gnädigerweise 20 Liter Sprit, die anderen beiden Maschinen haben zum Glück einen großen Tank. In Stauning besuchen wir das Luftfahrtmuseum, das in 15 Minuten zu Fuß erreichbar ist. Tolle Flugzeuge aus über 100 Jahren Luftfahrtgeschichte sind auf jeden Fall einen Besuch wert.
Nachmittags fliegen wir weiter nach Sindal ganz im Norden von Dänemark und durchqueren dabei die Airspaces von Karup und Aalborg. Die Airspaces in Dänemark sind durchaus anspruchsvoll organisiert mit CTR, TMA, Local ATS Area, RMZ, FIZ, TIA, TRA u.a. Wir haben für uns das Prinzip abgeleitet, dass in niedriger Höhe (z.B. um die 3.000 ft oder niedriger) immer auf den nächstgelegenen größeren Flughafen umgestellt werden muss, da dieser den kompletten IFR und VFR Flugverkehr im Umkreis abwickelt, während FIS (d.h. Copenhagen Information) für die Gebiete außerhalb der größeren Flugplätze zuständig ist. Da die Lotsen uns immer geduldig, hilfsbereit und gut verständlich begleiten, gibt es keinerlei Probleme. Die TRAs (= temporary reserved airspaces) in Dänemark sind nach Freigabe im Funk auf unserer Reise immer offen gewesen. Aber eine gute Flugvorbereitung mit allen Frequenzen (bei uns nutzt jeder SkyDemon) ist unbedingt erforderlich.
In Sindal ganz im Norden von Dänemark sind wir abends um ca. 18.00 Uhr gelandet, da hatte die ZD an einem Tag bereits rund 1.000 km (mit Zwischenstopps) absolviert! Der Flugplatz in Sindal ist nicht mehr besetzt, was aber in Dänemark unproblematisch ist: Blindmeldungen abgeben und die Piste mit der passenden Windrichtung selbst aussuchen. Nachdem wir auch den Trick herausgefunden haben, wie wir aus dem Flugplatz-Gelände wieder herauskommen (Torstange aus dem Boden ziehen), sind wir mit einem großen Taxi in die kurzfristig gebuchten Zimmer gebracht worden, nach dem dritten Anlauf hat auch der Taxifahrer die Unterkunft gefunden. Da die Coolen hinten saßen, sind wir aber völlig entspannt. Die Zimmer haben ein Kästchen mit Zugangscode für den Schlüssel, den wir glücklicherweise nach zwei Telefon-Anrufen auch erhalten. Die nächste Herausforderung ist das Öffnen der Türen. Wusstet ihr, dass manche Türschlösser in Skandinavien erst zu öffnen bzw. zu schließen sind, wenn man den Türgriff nach oben(!) bewegt? Nach einigen verzweifelten Experimenten hat uns Sebastian dann erlöst (sonst hätte Jörg das Werkzeug geholt…).
Am Morgen machen wir uns nach einer Stärkung in einer nahegelegenen Bäckerei wieder auf den Weg und betanken am Flugplatz die Maschinen. Unserer Ansicht nach ist Sindal ein perfekter Flugplatz: Sehr freundliche Leute, prima Asphaltpiste, für Dänemark-Verhältnisse faire Gebühren. Das nahegelegene Altersheim hatte einige Bewohner auf Fahrrädern mit Begleitperson zum Flugplatz gebracht, die sich an den schnittigen Airplanes und Pilots erfreut haben, so dass wir das lokale Unterhaltungsniveau deutlich verbessert haben.
Das nächste Ziel ist die Insel Læsø südöstlich von Sindal, dazwischen ca. 15 Meilen über das Meer. Also Schwimmwesten an, vorher ein kurzer Abstecher nach Norden zum Treffpunkt von Nordsee und Ostsee.
Danach sind wir wieder mit Blindmeldungen auf Læsø gelandet. Ein Teil der Flugzeugbesatzungen wird noch mit schnellen Funkwechseln geschult, aber diejenigen, die die Funkprüfungen bestanden haben, dürfen dann auch auf die Platzfrequenz (keine Funkabdeckung mit FIS auf Læsø unter 1.500 ft) . Læsø, unter uns bekannt als „Island-Twenty-Five“ verlangt eine stolze Landegebühr von 25 €, die auf dem menschenleeren Platz ordnungsgemäß hinterlegt wird.
Von dort brechen wir mangels Zeit relativ bald wieder zu unserem nächsten Ziel auf: Ærø, eine kleine Insel in der Südsee von Dänemark. Ein toller Flug über den Küsten und Fjorden von Dänemark, teilweise über den Wolken in FL75 bzw. etwas niedriger in FL65 für die Wolkenkurver. Beeindruckend ist die Sicht auf die Brücke über den großen Belt bei Nyborg. Das Wetter und die Landschaft sind traumhaft, aber wir wissen, dass das Wetter am nächsten Tag schon schlechter werden kann. Armin hat nicht nur dankenswerterweise die Route vorgeplant, sondern uns als Wetterorakel auch noch während des Ausflugs mit Informationen versorgt. Deshalb haben wir den möglichen Zwischenstopp in Ringsted mit Ausflug nach Kopenhagen gestrichen und uns mit Inselurlaub belohnt. Nach der Landung auf der Buckelpiste in Ærø tanken wir und wundern uns nicht nur über den stolzen Avgas-Preis von rund 3,45 € pro Liter, sondern auch über die Abrechnungen der getankten Menge, die deutlich höher ist als technisch überhaupt möglich. Also: Augen (bzw. Kamera) auf beim Tanken auf Ærø! Mit dem Fahrrad geht es nach Ærøskøbing, ein wunderschöner Ort am Meer mit vielen Fachwerkhäusern. Die ganze malerische Stadt steht unter Denkmalschutz. Auch wir haben eine Unterkunft in einem perfekt restaurierten Häuschen und haben uns mit den besten Fischbrötchen unseres Lebens an der Sonne, dem Meer und den Strandhütten erfreut. Natalie hat im Meer gebadet (na gut, es war ein Zeh, aber immerhin) und wir haben uns anschließend am Pizzaofen aufgewärmt.
Am nächsten Morgen fliegen wir nach Wangerooge. Die Controller auf FIS haben uns köstlich unterhalten („Achtung: Libelle Polizeihubschrauber kreist in 1.500 ft um ihre Position.“ Antwort: „Kontrollieren die jetzt schon in der Luft unsere Führerscheine?“). Schon wieder traumhaftes Wetter: Zwar kalt, aber sonnig. Der große Zeh von Natalie hat uns in seiner Färbung keine wesentlichen Temperaturunterschiede zur Ostsee erkennen lassen.
Abends sind wir dann gemütlich im Tiefflug nach einer Inspektion der LNG-Terminals in Wilhelmshafen zurück nach Ganderkesee und haben eine ruhige Nacht bzw. ein ausgiebiges Frühstück genossen (Servicepersonal an Pilot: „Wieso ist Ihr Teller denn nicht leer gegessen?“). Der Weg zurück nach Mainz am anderen Morgen ist ganz entspannt, das Tief aus dem Nordwesten hat sich Zeit gelassen und mit der richtigen Flughöhe haben wir sogar ein bisschen Rückenwind. Im Taunus ist die Thermik noch ganz sanft und auch die ZD hat eine Freigabe zum Durchflug des Taunus erhalten.Unser Fazit: Dänemark ist ein wunderschönes Land, speziell auch aus der Luft. Die Kosten sind recht hoch, aber die Qualität auch hochwertig. Das war ein toller Ausflug mit einem super Team, wir haben den ganzen Tag gelacht und Spaß gehabt! Danke an alle für die schöne Zeit!